Hallo ihr Lieben,
nachdem es bei euch in Deutschland so langsam kühler wird, ist es hier immer noch warm genüg, um beispielsweise baden zu gehen. Was wir auch gemacht haben und uns gehörig verbrannt haben. Lagen wir Sonntag noch teilweise bei Regen und vor allem mit vielen Wolken am Himmel am Strand, war mein Rücken am Montag schön rot. Aber trotzdem ist der Strand immer wieder ein sehr guter Grund die Großstadt zu verlassen und die Küste etwas entlang zu fahren. Diesmal ging es nach Fulong zum baden, von Taipei aus fährt man ca. 1h20. Man fällt zwar nicht wie in Wai Ao von dem Zug an den Strand, dafür findet man hier einen, wie in Europa üblich, weißen Sandstrand vor.
Fulong Beach
Die letzte Woche war dann eine kurze Arbeitswoche für uns - 3 Tage Uni und vier Tage frei. So lässt es sich definitiv leben. Mich hat meine Mitbewohnerin Shelly eingeladen, mit ihrer Familie zu einer Hochzeit zu gehen und anschließend mit zu ihnen nach Hause zu fahren. So war der Plan, was in den vier Tagen gemacht wird schnell gefunden. Natürlich hab ich für eine Hochzeit nicht das passende Kleid mit und so hatten wir Mädels (Shelly, Tina und ich) eine gute Ausrede Shoppen zu gehen. Nachdem wir zig Kleider anprobiert haben und endlich das passende gefunden hatten, waren wir ganz in der Nähe des Hello Kitty Restaurants. Und da Tina, die genau wie ich Pink und Hello Kitty liebt, noch nie da war, sind wir noch für ein kleines Dessert in die pinke Welt des Hello Kitty Restaurants entflohen. Seit meinem letzten Besuch dort, hat sich alles verändert und so gab es auch für mich einiges neues zu sehen.
Am Freitag ging es dann auf die Hochzeit. Leider kündigte sich wieder ein Taifun an, weshalb es etwas windig und regnerisch war und die Familie die Hochzeit nicht wie geplant in ihrem eigenen Garten feiern konnte, sondern auf ein Restaurant ausweichen mussten. Und da man ja zu so einem Event die ganze Familie einlädt, benötigte die Familie zwei Etagen um alle Gäste unterzubringen. Und damit man „oben“ auch das ganze Geschehen von unten mitbekommt, gab es eine Video-Live-Übertragung.
Die Hochzeiten hier laufen scheinbar ganz anders ab als bei uns. Gehen in Deutschland alle, oder zumindest die meisten, mit aufs Standesamt oder in die Kirche, so geht hier nur das Brautpaar zum Unterschreiben, dass sie ab dann Mann und Frau sind, zu einer offiziellen Stelle. Laut den Erläuterungen der Familie ist es aber auch ein rein formaler Akt, keiner der was sagt, keiner der offiziell fragt, ob die beiden nun den Rest ihres Lebens zusammen verbringen wollen, lediglich von jedem eine Unterschrift und man kann als Mann und Frau wieder gehen. Auch die Hochzeitsbilder wurden schon vorher gemacht und werden zu der Hochzeit überall ausgestellt. So begrüßte uns bei unserer Ankunft nicht die Eheleute selbst, sondern ein lebensgroßer Pappaufsteller des Paares. Zu Beginn der Feier konnte man dann doch etwas aus Deutschland bekanntes beobachten, es wurden noch mal feierlich die Ringe ausgetauscht. Und nachdem dann alle wichtigen Personen eine Rede gehalten habe, bei denen die meisten Gäste schon gar nicht zu hörten, kam das Essen- von Suppen, über Reis, zu Fisch und Fleisch, war alles was man sich wünschen konnte vertreten und für jeden Gast wohl das passende dabei. Und da man die Massen an Essen gar nicht schaffen konnte, wurden recht zügig Tüten verteilt, in die jeder Tisch die Reste seines Essen verpacken konnte, ehe die leeren Gefäße von den Kellnern wieder weggeräumt und durch volle neue ersetzt wurden. So zog sich das Essen ca. 3 Stunden hin und der letzte Gang, der Kuchen, wurde schon Heim-Geh-Gerecht in Folie verpackt verteilt. Und nein es war keine mehrstöckige Hochzeitstorte, die das Paar zuvor feierlich angeschnitten hatte. Nachdem nun alle 3 Stunden gegessen hatten, lief das Paar durch die zwei Etagen und stieß mit jedem Tisch auf ihr Glück an. Danach konnte man gar nicht so schnell schauen, wie alle ihre mit Essen gefüllten Tüten und die restlichen Getränkeflaschen einsammelten und gingen. Auch die Kellner dekorierten schon fleißig ab, auch wenn noch Gäste da waren. Wir spazierten noch kurz durch den Park und nach 45 Minuten war nicht mehr zu erkennen, dass da gerade noch eine Hochzeit gefeiert wurde. Fazit der Hochzeit war, die drei Stunden die mir Shelly anfangs nannte stimmten tatsächlich. 3 Stunden- 3 Kleider der Braut, viel Essen- eine schöne Hochzeit, aber irgendwie präferiere ich dann doch die deutsche Variante.
Nachdem die Hochzeit ja nun mitten am Tag endete, hatten wir genügend Zeit uns auf der Fahrt von Taoyuan (im Norden) nach Pingdong (im Süden) noch ein bisschen was anzuschauen. Shelly’s Papa zeigte uns als erstes die Talsperre im Norden, wo das ganze Wasser für Taipei her kommt. Einen kleinen Zwischenstopp gab es noch bei einem Tomaten Laden. Klingt erstmal unspektakulär, war aber dennoch interessant. So viele Sorten Tomaten habe ich auch noch nie gesehen. Wir deckten uns mit kleinen Gurken und Plum-Powder ein, das mischt man dann zusammen und das schmeckt wirklich sehr gut. Für jeden noch einen frisch gemixten Tomatensaft, der leicht salzig aber irgendwie auch süß war und dann ging es so ziemlich in die Mitte Taiwans nach Taichung auf einen Nachtmarkt, inzwischen war es ja Zeit für das Abendbrot und scheinbar hatten wir auch alle schon wieder Hunger. Von süßen Pommes, über Ei-Bällchen mit Sea-Food, bis Brötchen gefüllt mir einer Puddingartigen Creme bzw. mit Eis bis hin zu Stinky Tofu gab es alle lokalen Köstlichkeiten durcheinander. Und ich muss zugeben, wenn man Stinky Tofu nicht da ist, wo er zubereitet wird, ist er sehr lecker. Denn der Tofu an sich riecht dann gar nicht so schlimm und schmecken tut er sehr gut. Aber die Stände, wo der zubereitet wird, das ist schon sehr befremdlich, wie es da riecht. Allein vom Geruch her, wöllte man das nicht essen. Aber wenn man das kauft, mit nimmt und dann etwas entfernt von dem Stand isst, ist es wirklich sehr köstlich. Angekommen in Pindgong vielen alle nur noch müde in ihre Betten.
Nachtmarkt in Taichung
Samstag sollte eigentlich der Taifun im Süden über Taiwan ziehen, da wir aber an der westlichen Seite waren, hatten wir Glück, der Taifun zog nur über den Osten. So ging es für uns nach Kaoshiung an den Lotus See zur Drachen und Tiger Pagode. Anschließend ging es auf eine kleine Insel- Cijin. Zurück in Kaoshiung gab es wieder mal lokale Köstlichkeiten: Eis, Pudding und Stinky Tofu. Frisch gestärkt ging es an die Küste an eine Stelle, wo es normalerweise viele freilebende Affen gibt, leider konnten wir nur 2 sehen, die andren sind wo danke des Regens und des Windes lieber im Wald geblieben. Abends ging es für uns zum Karaoke. 4 Stunden voller singen später saße wir im Auto zurück „nach Hause“. Da fiel Shellys Vater eine Shrimping Anlage auf, und da Michael die Tage erwähnte, dass er das mal machen möchte, wurde das natürlich noch ausgetestet. Beim Shrimping gibt es eine Art Schwimmbad, in dem Shrimps wohnen. Also setzen sich alle im Kreis um das Wasser, halten ihre Angeln hinein und hoffen, dass ein Shrimp anbeißt. Für mich ist das ein typisch männliche Phänomen- alle sitzen relativ stumm in einem Kreis, starren aufs Wasser und fischen. Aber normal soll man ja beim Angeln still sein, dass war da zum Glück nicht nötig.
Shrimping
Sonntag ging es nach dem Frühstück, was traditionell wie alle Mahlzeiten nicht zu Hause gegessen wird, sondern außerhalb, auf einen traditionellen Markt. Ich liebe solche Märkte, einfach weil sie so anders sind als in Deutschland. Das deutsche Gesundheitsamt würde vermutlich die Hälfte aller Stände schließen. Auf so einem Markt kriegt man fast alles, von Klamotten, Schuhen, Fisch, Fleisch, Obst und Gemüse bis hin zu Milch und Eiern gibt es alles, was man so im Alltag braucht. Von den Tieren wird auch alles verkauft, was man auch irgendwie nur essen kann.
So euch noch eine schöne Woche,
Liebe Grüße
Nicole